What is Forensic?

Die Forensik als Begriff: Heißt es eigentlich wirklich "die forensische Wissenschaft"? Es heißt immer die Forensik und nicht der oder das Forensik, welches aus dem Bestand hervorgeht, in dessen die Forensik angesiedelt ist. Es gibt die Forensik daher nicht wirklich als eigenständiges Fachwesen wo man davon sprechen könnte, dass der Forensik genüge getan wurde oder ähnliches. Sehr wohl ist die Forensik aber ein Fachbaustein, der sich auf eine bereits vorhandene Komponente aufbaut um weitere fachliche Differenzierungen leisten zu können, die in der Regel noch viel tiefgreifender sind. Die Forensik an sich besteht genauso wie bei anderen wissenschaftlichen Thematiken aus der Wissenschaft, aus mindestens zwei Bausteinen, dem Hauptbaustein und dem zusätzlichen Baustein, die miteinander kombiniert und eben auch so betrachtet werden. Der Kontext des forensischen Begriffs ergibt sich immer aus dem Hauptbaustein, die man auch als forensischen Bestand bezeichnet.


Der forensische Bestand

Der forensische Bestand: Wie in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt, sehen Sie was man im allgemeinem als forensischen Bestand ansieht. Es gilt hierbei - dem Hauptfach plus der forensischen Komponente. Begriffe in Klammern: Dabei handelt es sich um weitere Bereiche, die ebenfalls in einer Hauptgruppenthematik des forensischen auftauchen können und den Bestand erweitern. So kann beispielsweise die Anthropologie auch mit der mittelbaren Archäologie zu tun haben – wenn es um Ausgrabungen von humanistischen Fragmenten geht. Hier wäre der Haupttenor die Archäologie – durch das Auffinden von humanistischen Fragmenten kommt die Anthropologie zum Tragen und für eine genauere Bestimmung der Knochenfragmente, die Forensik als untergeordneter Bestandteil des Anthropologischen.

So nutzt der Anatom nicht nur sein Fachbereich, sondern hat sich auch mit anthropologischen und medizinischen Grundlagen zu beschäftigen, um zunächst das große Ganze sehen und bewerten zu können und beschränkt sich dann im letzten Verfahren der Bewertungen auf die forensischen Gegebenheiten. Statt mit der Medizin, arbeiten Anatome hierbei sehr oft mit der Anthropologie zusammen. Die medizin-forensische Abklärung erfolgt meistens durch Mediziner in der Pathologie. Spannend ist hierbei auch der theoretisch geführte Bereich der Kriminologie, bei dessen es sich beispielsweise um Biologie-Kriminologen handelt, die Blutspuren untersuchen. Hierzu gehören auch Kriminalpsychiater- und Psychologen, die eine durchgeführte Tat eines Täters und seine Motive ermitteln. Hierbei werden Raster angefertigt (Rastersuchgebiete für weitere Morde bei einer Mordserie) und forensisch begleitet. Forensische Motive (in der psychiatrischen Wissenschaft auch als pathogen bezeichnet), zeichnen ein Bild der Wiederholungsgefahr für eine entsprechende Tat ab.

In diesem Sinne spielt die Forensik in der Naturform nahezu immer dann eine wesentliche Rolle, wenn es um Mordfälle- und Tötungssituationen geht oder gegangen ist. Hier braucht es die unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen, um aus vielen Teilfragmenten eines Falles, eine ganze und möglichst komplettierte Akte zu erstellen – das forensische Profil. Hierbei arbeiten die unterschiedlichen Abteilungen teils auch eng zusammen um die Erkenntnisse einer Abteilung mit denen einer anderen Abteilung in ein Verhältnis setzen zu können. Behandelt man demnach in der Rechtsmedizin einen vermuteten Mordfall und / oder ein mysteriöses Tötungsdelikt, dann zieht man die hier aufgeführten 4 Abteilungen zur Rate, um schlüssige Erklärungen liefern zu können, die sich mit der vollzogenen Autopsie am Leichnam vom Umstand her decken. Zur Forensik wird ein Fachbereich demnach in den meisten Fällen nur, wenn Detailfragen zu klären sind. So z.B. die Identifizierung einer Mordwaffe, die Untersuchung eines Projektils, die Ermittlung der Herkunft von Pflanzensamen am Opfer, die Aufschlüsselung von sichtbaren Blutspuren und vieles mehr.

Die Forensik gewährleistet und überliefert so also einen klärenden Aspekt zu einem Sachverhalt. Sagen Blutspritzer an einer Wand aus forensischer Betrachtungsweise aus, dass das Opfer mit einem stumpfen aber harten und schweren Gegenstand geschlagen worden ist, dann kann die nächste Abteilung (Kriminologie) aus psychiatrisch-psychologischer Sicht ihre Ermittlungen darauf aufbauen und herausfinden, welches Motiv der Täter gehabt haben könnte. Diese Klärungen werden dann von einem Rechtsmediziner, wie eben auch Anatom dafür genutzt, um die Leiche nach charakteristischen Verletzungsmerkmalen abzusuchen. Sind diese gefunden und stimmen weitestgehend mit den bis dato vorhandenen Ermittlungsansätzen überein, dann werden diese forensisch-morphologisch gesichert. Im Grunde müssen Sie sich bei der Thematik der Forensik vorstellen, dass sich die Abteilungen und Wissenschaftler mit forensischem Bezug, stetig einen imaginären Ball zuwerfen, auf dessen pro Wurf, weitere wichtige Informationen und Denkansätze verfasst werden und sind, die dann stetig zur Ergänzung geführt werden. Somit bildet der allgemeine Bereich der Forensik eine Art "Kleber", der die unterschiedlichen Disziplinen optimal miteinander verbindet. Ohne die Forensik, würde es nicht diese Zusammenarbeit geben – jedenfalls nicht in dieser Form.

Frage: Was sollten Sie demnach als angehender Anatom, Forensiker oder gleichwertiger Wissenschaftler zum reinem Begriff "Forensik" wissen? Antwort: Bei der Forensik handelt es sich um ein themenübergreifendes Modul, welches die unterschiedlichen Disziplinen miteinander verbindet, einen Austausch unter diesen ermöglicht und in der Regel nur zum Einsatz kommt, wenn es darum geht, kleinste Hinweise zu sichern und/ oder in einem plausiblen Kontext zum Ganzen zu setzen. Dies trifft in den meisten Fällen auf Mord- und Tötungsdelikte sowie auf Körperverletzungen mit Todesfolge zu. Jedoch aber auch in jenen Bereichen, die wir der klinischen Rechtsmedizin unterordnen - etwa nach Sexualdelikten.


Der Forensiker in der Forensik

Wer oder was ist ein Forensiker? Wie bereits angeführt gibt es die Berufsbezeichnung “Forensiker” nicht, somit ist dies kein Berufsbild und auch kein Beruf den man erlernen kann. Zum Forensiker wird man als Wissenschaftler, Polizist, Labor Chemikant oder auch Feuerwehrmann, (um nur einige Beispiele zu nennen) wenn man in einem bestimmbaren Themenkomplex tätig ist. So wird ein Anatom im Laufe seiner Tätigkeitszeit auch zu einem Forensiker für die Fachbereiche Anatomie, Morphologie und Anthropologie, und kann in diesem Sinne forensisch tätig sein. Allerdings nach dem Baustein-Prinzip. So muss eine übergeordnete Disziplin vorhanden sein, die forensisch (also ermittlerisch) betrachtet werden kann. Aus diesem Grund gibt es auch Wissenschaftler, die als Forensiker namentlich genannt werden, welches jedoch nicht ganz richtig ist – aber im Sprachgebrauch durchaus erlaubt und akzeptiert wird. Forensik selbst ist keine Disziplin, sondern nur ein Tätigkeitsfach in einer übergeordneten Kernthematik!


Angewandte Verfahren und Techniken in der Forensik

Um Verfahren und Techniken in der Forensik anwenden zu können, bedarf es einheitliche Regelungen, die den forensischen Grundsätzen unterliegen und in der Regel sicherstellen sollen, dass die forensisch behandelten Gegenstände, Gewebeproben, Blut und vieles weitere, gerichtsverwertbar sind.


Messverfahren und forensische Maßstäbe: Hierzu gehören beispielsweise mit an erster Stelle die entsprechenden Werkzeuge, die man für die forensischen Einfassungen zu verwenden hat. Dabei handelt es sich um forensische Maßstäbe die es in linearer Form wie auch als Winkelmaßstab gibt. An diesem Ausschnitt aus TAOH2 sehen und erkennen Sie die Aufführung eines Winkelmaßstabes sowie dessen Aufbau und die messbaren Bereiche, die man unterscheiden und als Forensiker (hier Anatom) kennen sollte, um das Werkzeug richtig anwenden zu können und die Messungen einer Bedeutung zuwachsen zu können. Das wichtigste zu diesem Thema erfahren Sie bei der Vergrößerung des Abbildes. Was die Abkürzungen bedeuten: AV = Außen-Vertikal, IV = Innen-Vertikal, AH = Außen-Horizontal, IH = Innen-Horizontal, AHO = Außen-Horizontal-Oben, AHU = Außen-Horizontal-Unten. Grafik aus dem Buch "Forensische Gerichtsmedizin".


Kontrast- und Verfärbungswerte (alternativ generelle Farbwerte): Insbesondere in der rechtsmedizinischen (genauer gerichtsmedizinischen) Leichenschau muss man weitere forensische Leitwerte in Betracht ziehen. Findet sich an einem Leichnam eine auffällige Verfärbung, so muss diese nach einer ausliegenden Farbwertetabelle oder Skala angegeben und definiert werden. Hierfür gibt es keine Normtabellenwerte, so dass solche Werte je Institut definiert werden und einem Fall angehängt werden, damit auch der spätere Staatsanwalt verstehen kann, was mit diesen Werten definiert und ausgesagt werden soll. Ein Beispiel erhalten Sie beim Vergrößerungsklick der Abbildung, welche aus dem Buch "Forensische Gerichtsmedizin - Das ultimative Basislehrbuch" abstammt.


Forensische Einfassungen von Stichwaffen: Da ich unter anderem und mittlerweile Experte für Stichwundenverletzungen bin, gehört zu meinem Aufgabenfeld als Forensiker und Anatom auch, Stichwaffen (in der Regel Messer) zu analysieren und forensisch (fotografisch) Einzufassen. Dies sieht in der fachlichen Analyse, Bearbeitung und Bewertung so aus, wie auf der entsprechenden Fotografie zu sehen. Neben der Aufführung eines linearen forensischen Maßstabes zur Bestimmung der Gesamtlänge der Stichwaffe, sehen Sie dort auch eine ganze Menge weiterer Parameter, die in der Rechtsmedizin in dieser Art und Form auch am Leichnam festgehalten und in der Regel abgeglichen werden.


Forensische Einfassungen von Schusswaffen: Auch hier gibt es in der hiesigen Forensik Wissenschaftler und Angestellte (in der Regel Waffensachverständige des LKA), die alles Mögliche zu Schusswaffen forensisch untersuchen wie auch einfassen und entsprechende Testungen durchführen. Dafür bin ich kein Sachverständiger und kann Ihnen hierzu nur die wichtigsten Basics an die Hand geben, die es benötigt, wenn eine Schusswaffe noch vor Ort und während einer Sektion eingefasst werden soll um sie als Beweisstück durch die polizeilichen Behörden und richterlichen Instanzen führen zu können. Ein Beispiel für eine solche forensische Einfassung sehen Sie mit Vergrößerung der Fotografie.


Durchführungen von Studienarbeiten und forensischen Rekonstruktionen: In der forensischen Wissenschaft sind eigens durchgeführte Studienarbeiten sehr wichtig. Nicht nur auf einen Aspekt während der Untersuchung eines Leichnams bezogen, sondern auch im generellen Wesen um so auch nach Spuren suchen zu können, die man häufig erst nach einer Rekonstruktion des Falles ausmachen und oder sinnrichtig zuordnen kann. Hierbei geht es aber nicht nur um die Durchführung von Studienarbeiten in mehreren Durchläufen, sondern natürlich auch um dessen fachliche Auswertung und Bewertung der sichtbar / ermittelten Situation, wie in diesem Beispiel zur Offenlegung eines Einstiches mit einem Messer nach Winkel und entsprechender Armstellung um diesen Bewerkstelligen zu können. Wichtige Parameter zeigen, worauf es letztlich ankommt.


Auswertungen und analytisches Erarbeiten von Studien- / Rekonstruktionsergebnissen: Wenn man als Wissenschaftler eine durchaus und länger dauernde Studie zu einer definierten Thematik vollzogen hat, dann sollte dieser auch in der Lage sein die darin ermittelten Ergebnisse auszuwerten und daraus ein Gesamtbild (als Durchschnittsmengenangabe) zu erstellen. Aus über 4 Jahren Gesamtzeit einer eher einheitlich gehaltenen Studie, wertete ich über dutzende Messerstiche und typische Abwehrverletzungen aus, die sich bei (in der Regel) Todesopfern auffinden ließen. In den Auswertungen hierzu wurde mir recht schnell klar, dass wir in der forensischen Fallbetrachtung von passiven- wie auch von aktiven Abwehr- oder auch Verteidigungsverletzungen sprechen und diese auseinanderhalten können müssen, da diese immer einen Unterschied in der jeweiligen Betrachtungsweise ausmachen. Eine passive Abwehrverletzung sieht in den Stich(ab)folgen immer anders aus, als solche, die man durch eine aktive Gegenwehr als Opfer abbekommt. In dieser Abbildung sehen Sie einige charakteristische Verletzungsmuster, die sich an der Hand / den Händen eines Opfers durchschnittlich finden.


Ermittelnde (forensische) Arbeiten am Leichnam sind daher hauptsächlich erst dann auszuführen, wenn der Wissenschaftler (Doktorand) auf seinem Fachgebiet weiß wonach er oder sie suchen muss bzw. sollte. Forensik an sich ist also nichts anderes als eine Art der Ermittlungsarbeit, die nicht nur an Tatwaffen, sondern auch am Leichnam selbst durchgeführt wird. Um solche Arbeiten gewissenhaft und sicher ausführen zu können, sollten sämtliche Studien vorausgegangen sein, um auch wirklich gesicherte Diagnostiken und Tatbestände am Leichnam entdecken und fachlich bewerten zu können, denn nicht jede Verletzung spielt eine Rolle ...